MT-07 vs. MT-03 Vergleichstest 2020
Muss es immer die Große sein?
Quelle: 1000PS.at
Wenn die Optik alleine entscheidet, hat die brandneue Yamaha MT-03 diesen Vergleich schon gewonnen: Grimmiger LED-Blick, mächtige Upside-Down-Gabel an der Front und eine herrlich aggressive Linienführung. Die MT-07 kann dem hingegen nur einen altbekannten Halogen-Scheinwerfer und die konventionelle Gabel entgegen setzten. Aber reicht das bessere Design der MT-03 auch wirklich für den Sieg oder punktet die MT-07 bei den Fahrleistungen so sehr, dass die Optik zur Nebensache wird?
Was so ein gezieltes und am Ende wahrlich gelungenes Facelift doch ausmachen kann! Die neue MT-03 wirkt durch ihre optische Modernisierung wie ein völlig neues Motorrad, tatsächlich wurden lediglich neben dem markanten Scheinwerfer die Sitzposition und das Fahrwerk grundlegend geändert. Das lässt irgendwie auch für die altgediente MT-07 hoffen, deren Design mit dem Halogen-Scheinwerfer (den wir eigentlich bereits aus der ersten Generation der MT-09 kennen!) und der konventionellen Gabel wirklich nicht mehr ganz taufrisch wirkt. Ein Update wie bei der MT-03 stünde der größeren MT-07 eindeutig gut.
Beim Design stellt sich nicht die Frage, ob es die Yamaha MT-07 sein soll – beim Motor schon
Während sich in Sachen Design also eigentlich gar nicht die Frage stellt „muss es immer die Große sein“, sondern eher „darf es bitte die Kleine sein!“, kommt die MT-03 bei der Fahrerei dann schon eher ins Schwitzen. Das liegt zum einen natürlich an den reinen Leistungsdaten, die sich natürlich gewaltig voneinander unterscheiden: Die MT-03 holt aus ihren zwei Zylindern mit insgesamt 321 Kubik Hubraum brave 42 PS bei 10.750 Umdrehungen, die MT-07 aus mehr als dem doppelten Hubraum (689 Kubik, ebenfalls zwei Zylinder) stolze 75 PS bei 9000 Touren. Noch dramatischer wird es beim Drehmoment, da stehen die 30 Newtonmeter bei 9000 Umdrehungen der MT-03 vergleichsweise gewaltigen 68 Newtonmeter bei nur 6500 Touren gegenüber.
A2-Führerschein-Besitzer: offene Yamaha MT-03 oder gedrosselter MT-07
Und genau da trennt sich die Spreu vom Weizen, denn selbst wenn die MT-07 auf A2-Führerschein-konforme 48 PS gedrosselt wird, steht ihr nach wie vor der größere Hubraum und somit definitiv mehr Souveränität zur Verfügung. Man muss halt schon zugeben, dass uns Yamaha mit diesem CP2-Motor (Crossplane-Reihen-Zweizylinder mit Hubzapfenversatz) ein unglaublich agiles Triebwerk zur Verfügung stellt, das in dieser Form eigentlich keine dringende Überarbeitung braucht. Und auch der Rest der MT-07 wurde in seiner jetzigen Form offensichtlich bei ihrem Debüt bereits mit so viel Vorausblick konstruiert, dass sie aus technischer Sicht immer noch ausgezeichnet in die heutige Einsteiger/Mittleklasse-Naked Bike-Szene passt.
Niedriges Gewicht und Sitzhöhe sprechen für die kleinere Yamaha MT-03
Die Ergonomie der MT-07 konveniert also immer noch einem sehr hohen Prozentsatz der potentiellen „Betreiber“ – man hockt mit ordentlicher Übersicht aufrecht auf der Maschine und hat weder mit der Entfernung zum Lenker, noch mit dem Kniewinkel arge Probleme. Das wiederum wird im Gegenzug mit einem vergleichsweise hohen Sattel erkauft, mit 805 Millimeter Sitzhöhe ist zwar auch die MT-07 nicht wie ein Gipfel zu erklimmen, aber die MT-03 ist mit 780 Millimeter Sitzhöhe doch um 25 Millimeter niedriger. Klingt nicht viel, kann aber in Kombination mit dem Gewichtsunterschied von 14 Kilo (die MT-07 wiegt ohnehin sehr leichte 182 Kilo fahrfertig, die MT-03 trotzdem nur 168 Kilo) für kleinere und schmächtigere Fahrerinnen und Fahrer den entscheidenden Unterschied pro MT-03 machen. Die ausgeprägte Kompaktheit der MT-03 merkt man auch an der Sitzposition der kleinen 3er, auf der man näher am Lenker, in gewisser Weise ähnlich einer Supermoto-Maschine sitzt. Das bringt bei dem bereits erwähnten Fliegengewicht ein richtig flinkes Handling, das durch die schmale Bereifung von 110/70-17 vorne und 140/70-17 hinten weiter begünstigt wird.Die Fahrleistungen lassen keinen Zweifel an der Yamaha MT-07
Die erwachsenere MT-07 vertraut hingegen auf standesgemäße 120/70-17 vorne und 180/55-17 hinten – die Zeiten der 160er-Hinterreifen sind also auch in dieser Klasse vorbei. Macht aber eigentlich nix, das Handling der MT-07 ist lediglich im Vergleich zur kleineren MT-03 weniger spielerisch, für ein erstaunlich potentes Mittelklasse-Naked Bike ist sie nämlich immer noch wendig und agil. Und hat dafür auch die besseren Komponenten bei Fahrwerk und Bremsen mit an Bord. Während beim Fahrwerk die Sache noch relativ unentschieden ausgeht (beide Maschinen gehen einen guten Kompromiss zwischen Sport und Komfort ein), ist der Unterschied bei den Bremsen doch eklatant. Immerhin hat die MT-07 an der Front eine Doppelscheibenanlage mit 282 Millimeter, wo die MT-03 nur mit einer Einzelscheibe mit 298 Millimeter auskommen muss. Da nützt auch das geringere Gewicht nichts mehr, die MT-03 bremst definitiv nicht auf dem Niveau der MT-07.
Vaulis Fazit zu Yamaha MT-03 vs. MT-07:
Bleibt schließlich noch der Preis, der bei der Frage, ob MT-03 oder MT-07 gewiss eine entscheidende Rolle spielen dürfte. Der Preisunterschied sind meiner Meinung nach nicht genug, um die MT-03 der größeren, souveräneren Schwester vorzuziehen – ja, es müsste für mich wirklich die Große sein. Das einzige, für mich tatsächlich große Problem ist das mittlerweile ziemlich „angegraute“ Design der MT-07 – auch wenn gerade das stylishe Grau in Kombination mit den grellen, roten Felgen etwas die Fadesse abfängt. Dennoch kann da die kleine MT-03 mit ihrer richtig gelungenen Gasmasken-Front voll auftrumpfen. Wer also mit weniger Leistung und einer schwächeren Bremse gut leben kann, möge bitte unbedingt zur MT-03 greifen – und auch noch einen Batzen Kohle sparen!
Pokys Senf zur Yamaha MT-03:
Das frisch aufgehübschte G´schau (wienerisch für Gesicht, Optik) der MT-03 ist eine wahre Freude und vermittelt die "Dark Side of Japan" richtig überzeugend. Wenn sie doch so gut fahren würde, wie sie aussieht... Die Grundvoraussetzungen wären ja da: Wenig Gewicht handliches Format und passabler Motor. Leider ist das Fahrwerk der kleinen MT zu sehr auf Komfort ausgelegt und auch die Bremsen erfordern hohe Handkraft um zu wirken. Diese Eigenschaften verhindern, dass man das nötige Vertrauen findet, um auf der MT-03 richtig Spaß zu haben. Zudem ist das zierliche und kleine Motorrad für Piloten über 1,80 Meter auf längeren Strecken ungeeignet - Stichwort Kniewinkel. Das leichte Naked Bike spart an den falschen Stellen, beispielsweise ist die Hebelei nicht einstellbar, was gerade bei einem Einsteiger Naked-Bike wirklich sinnstiftend wäre. Dennoch ist die Yamaha MT-03 ein zugängliches Motorrad, das niemanden überfordert und sicherlich in ihrer Klasse einer der spektakulärsten Auftritte vor dem Eiscafe.
Pokys Senf zur Yamaha MT-07:
Ich kenne die MT-07 schon wirklich lange, daher wundert es mich, wie sehr sie jedes Mal aufs Neue zu überraschen weiß. Etwas angegraut und unscheinbar steht sie vor einem, doch sobald man sich in den Sattel schwingt und den herrlichen CP2 Twin startet, ist Schluss mit bieder. Fahrwerk, Bremsanlage, Antrieb - hier ist alles wirklich erwachsen und funktioniert ausgezeichnet. Die Yamaha MT-07 ist zu Recht eines der meistverkauften Motorräder Europas. Die einzige Einschränkung, die ich mitgeben möchte, ist die für große Piloten. Über 1,85 Meter wird es ziemlich eng und die Langstreckentauglichkeit deutlich eingeschränkt. Nichtsdestotrotz ist die MT-07 ein wahrer Freudenspender - derzeit bekommt man nirgends mehr Motorrad fürs Geld!
Pokys Fazit zum Vergleich Yamaha MT-03 vs. MT-07:
JA (!), aus meiner Sicht MUSS es hier eindeutig die Große sein. Selbst in der auf 48 PS gedrosselten A2-Variante bleiben die Benefits Fahrwerk, Bremserei und mehr Drehmoment erhalten und der Aufpreis von rund 1.300 Euro lohnt sich allemal. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Yamaha MT-03 mit Fokus auf den asiatischen Markt entwickelt wurde. Dort machen die komfortable Abstimmung und die kleine Kubatur aufgrund der örtlichen Verhältnisse Sinn. Lange Arbeitswege (auch mit Sozius) sollen schmerzfrei absolviert werden können und die kleine Kubatur das Börserl schonen. Die MT-03 ist ein schickes (Rundum-LED!) und solides Motorrad, wenn man aber langfristig (Fahr-)Spaß haben will, führt kein Weg an der größeren Schwester vorbei.
Fazit: Yamaha MT-03
Die MT-03 ist und bleibt Yamahas zugänglichste und pragmatischste Hyper Naked im Segment. Sie punktet mit ihrer niedrigen Sitzhöhe, der gut dosierbaren Leistung des Zweizylinders und bietet gleichzeitig genügend Komfort für Pendler. Was ihr vielleicht an Sportlichkeit fehlt, macht sie mit ihrem hohen Komfort wieder wett und eignet sich somit perfekt für Menschen, die ein gut funktionierendes Motorrad mit brutaler Optik suchen. Das Modelljahr 2020 ist somit ein stimmiges Update, das bestimmt seine Käufer glücklich machen wird.
Vorteile
- gut dosierbare Leistung
- niedrige Sitzhöhe
- einfach zu fahren
- niedriger Verbrauch
- ordentlich ablesbares LC-Display
- aggressive Optik
Nachteile
- spitzer Kniewinkel für große Personen
- weiches Fahrwerk im Vergleich zu anderen Yamaha MT-Modellen
Fazit: YamahaMT-07
Die MT-07ist eine herrliche Spaßmaschine, die sich extrem sportlich bewegen lässt. Die Bremsen packen ordentlich zu und der Motor ist derzeit das mit Abstand agilste Triebwerk in dieser Klasse - und vielleicht sogar darüber. Das leichte Handling passt da bestens dazu und das Fahrwerk geht den verständlichen Kompromiss zwischen Komfort und Sport ein – womit es daran erinnert, dass die günstige MT-07 auch für Einsteiger einiges zu bieten haben soll. Lediglich das Design mit Halogen-Scheinwerfer und konventioneller Gabel ist schon ziemlich altbacken.Vorteile
- drehmomentstarker Zweizylinder
- gut gelungenes Fahrwerks-Setup
- einfach zu fahren
- angenehme Sitzpostion
- große Auswahl an Zubehör
- Preis-Leistung passt
Nachteile
- Optik und Armaturen wirken schon angegraut